08. Juli - Kampfgebiet

Kampfgebiet Hamburg

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Der erste G 20-Gipfel in Deutschland wird von Gewalt und Chaos auf Hamburgs Straßen überschattet. Die Anfahrt der Staats- und Regierungschefs zur ersten Arbeitssitzung wurde gestern durch Straßenblockaden behindert, das Partnerprogramm musste umgeworfen werden. Kanzlerin Angela Merkel verurteilte die Randale scharf: „Gewalttätige Demonstrationen bringen Menschenleben in Gefahr“, sagte sie. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte: „Meinen Respekt haben diejenigen, die – wie von unserer Verfassung garantiert – auch ihren Protest zum Ausdruck bringen, und die Polizisten, die es mit ihrem Einsatz ermöglichen, dass Deutschland ein guter Gastgeber für wichtige und notwendige Gespräche sein kann.“

Von den Krawallen waren die Staats- und Regierungschefs auf dem Messegelände in der Innenstadt abgeschottet. In der Stadt jedoch kam es den ganzen Tag über an vielen Orten zu Straßenschlachten, Brandstiftungen und schweren Sachbeschädigungen. Gestern Abend versuchten Tausende G 20-Gegner zur abgesperrten Elbphilharmonie vorzudringen, wo sich die Gipfelteilnehmer zu einem Konzert treffen wollten. Die immer wieder von Linksautonomen angegriffene Polizei verhinderte dies mit dem erneuten Einsatz von Wasserwerfern. Reporter vor Ort beschrieben die Situation mit Worten wie „Straßenschlacht“ und „Jagdszenen“. Die Gäste trafen am Abend unversehrt zum Konzert ein.

Hamburgs Polizeipräsident Ralf Meyer schätzte, dass rund 21 000 Polizisten im Einsatz sind. Er sprach von blinder Gewalt – einige Beamte seien mit Zwillen erheblich verletzt worden. Die Polizei forderte Verstärkung aus anderen Bundesländern an. Es kam zu Verwüstungen und zahlreichen Bränden. Nach Angaben der Polizei vom Mittag wurden mehr als 160 Beamte verletzt. 70 Menschen seien festgenommen worden. Auch Demonstranten wurden verletzt, elf von ihnen schwer. Wie die Feuerwehr mitteilte, stürzten sie gestern auf der Flucht vor der Polizei bei dem Versuch, mit einer größeren Gruppe über eine Mauer mit Absperrgitter zu klettern, aus etwa vier Metern Höhe ab.

Das Absperrgitter brach unter der Last zusammen. Insgesamt rückte die Feuerwehr zu 156 Einsätzen aus. 61 kleinere und größere Feuer wurden gelöscht. Dennoch sagte der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: „Wir sind von bürgerkriegsähnlichen Zuständen weit entfernt.“ Christoph Kleine von der G20- Plattform kritisierte das Verhalten der Polizei scharf: „Die Polizei hat Tote in Kauf genommen,“ sagte er Polizeipräsident Meyer verteidigte dagegen den Einsatz. Er sei sich „absolut sicher“, dass dieser verhältnismäßig gewesen sei.