Identität
Muss ich entweder Deutsch oder Dänisch sein?
Bearbeitet von Grenzgenial

Dorthe ist 20 Jahre alt und ein Teil der deutschen Minderheit in Dänemark. Als sie in die achte Klasse ging, hatte sie ein nicht so schönes Erlebnis.
Wie jeden Tag wartete Dorthe mit ihrer Freundin an der Bushaltestelle auf den Bus. Plötzlich beschimpften zwei Jungen die beiden Mädchen, weil sie Deutsch sprachen.
„Verdammte Deutsche. Geh zurück nach Hause, du Nazi!“
Auch Jahre später ist Dorthe noch wütend, wenn sie an die Situation an der Bushaltestelle denkt. Und sie ist traurig. Traurig, weil sie erlebt, dass ihre Identität andere Menschen provoziert. Wütend, weil sie spürt, dass sie nicht sie selbst sein darf.
„Für mich persönlich macht das die Suche nach meiner eigenen Identität schwerer. Ich bin aufgewachsen mit einer deutschen Mutter, einem dänischen Vater, der zur deutschen Minderheit gehört, ich werde im dänischen Schulsystem ausgebildet und habe Freunde und Familie auf beiden Seiten der Grenze. Was also ist meine Identität? Wer bin ich? Muss ich entweder deutsch oder dänisch sein?”
Dorthe sieht sich nicht nur als Dänin oder Deutsche. Sie fühlt sich als Teil von beiden Kulturen. Sie erlebt, dass viele Menschen nicht verstehen, dass Identität auch vielfältig sein kann.
Ihr Erlebnis war kein Zufall, weiß Dorthe. Es waren nicht nur zwei freche Jungen. Auch ihre Schwestern haben so etwas erlebt. Laut Dorthe haben viele Menschen aus der deutschen Minderheit ähnliche Erfahrungen gemacht.
Später hat Dorthe einen Leserbrief geschrieben. Sie wollte zeigen, dass Diskriminierung auch heute noch passiert. Viele Menschen haben ihr geschrieben und sie unterstützt - auch Politiker. Darüber ist Dorthe überrascht und sehr stolz.
Dorthe ist froh, dass sie über ihre Erfahrungen gesprochen hat. Sie hofft, dass mehr Menschen über Vorurteile nachdenken und offener werden.
HIER kannst du Dorthes Leserbrief lesen.